Flexible, bootfähige USB-Sticks mit Ventoy
Bootfähige USB-Sticks zur Betriebssysteminstallation nerven mich. Jedes Mal, wenn man ihn braucht ist dort das falsche OS (oder zumindest eine veraltete Version drauf). Außerdem musste man kürzlich dann doch auch noch andere Daten drauf speichern, hat es mittlerweile natürlich vergessen und es fällt einem genau dann wieder ein, wenn der Stick gerade neu beschrieben wird. Nervig auch die subtilen Unterschiede bei der Erzeugung der Sticks je nach gerade genutzten Betriebssystem und dem zu bootenden Image.
Abhilfe schafft hier Ventoy1.
Ventoy erzeugt eine eigene Partition auf dem USB-Stick und installiert dort einen spezielle Bootloader. Dieser erlaubt es dann eine der - auf einer weiteren Partition - abgelegten .iso
2 oder .img
3-Dateien zu booten. Man kann also bei jedem Bootvorgang aus einer Vielzahl möglicher Systeme wählen. Und da einfach nur die unveränderte ISO-Datei auf den Stick geschrieben werden muss, erübrigen sich spezielle Tools ebenso wie das ständige Neuformatieren. Desweiteren erlaubt es Ventoy bei der Erstellung des Sticks einen Bereich des verfügbaren Speicherplatzes freizuhalten ("preserved space"). Hier können dann beliebige andere Daten abgelegt werden. Der Stick kann also neben seiner Funktion als Bootstick ganz normal weitergenutzt werden, ohne dass man Gefahr läuft diese eventuell zu verlieren, wenn man neue Images hinzufügt oder aktualisiert.
Ventoy sollte bestenfalls auf einem USB-Stick installiert werden, der nicht größer als 128GB ist, da manch ein System mit legacy BIOS keine Daten lesen kann, die hinter den ersten 137GB liegen. Alternativ kann der zusätzliche Speicher (also alles was über 137GB hinaus geht) als "preserved space" genutzt werden. So ist sichergestellt dass für den Bootvorgang keine Daten hinter den ersten 137GB benötigt werden. Bei UEFI Systemen gibt es diese Einschränkung nicht.
Zur Installation von Ventoy stehen sowohl Installer für die Kommandozeile als auch solche mit grafischer Oberfläche für Linux und Windows zur Verfügung:
Die Installation unter Linux auf der Kommandozeile läuft wie folgt ab:
Zunächst laden wir uns den aktuellen Ventoy tarball
4 unter https://github.com/ventoy/Ventoy/releases herunter und entpacken diesen:
wget https://github.com/ventoy/Ventoy/releases/download/v1.0.94/ventoy-1.0.94-linux.tar.gz
tar xvf ventoy-1.0.94-linux.tar.gz
cd ventoy-1.0.94
Nun ermitteln wir mit lsblk
oder fdisk -l
den Device-Name unseres USB-Sticks (z.B. /dev/sdb
) und starten den Installationsvorgang:
Bei der Installation werden alle Daten auf dem USB-Stick gelöscht. Wer dies verhindern möchte, kann Ventoy auch manuell installieren5, der Vorgang ist jedoch komplexer und ein Datenverlust nicht völlig ausgeschlossen.
sudo ./Ventoy2Disk.sh -i /dev/sdb
/dev/sdb
muss hierbei natürlich mit dem tatsächlichen Wert ersetzt werden. Soll ein "preserved space" genutzt werden, kann hierzu der Parameter -r
genutzt werden. Er erwartet die Angabe des zu reservierenden Speicherplatzes im Megabyte.
Nachdem die Installation abgeschlossen ist, sollten (ggf. nach entfernen und erneutem einstecken des Sticks) zwei Partitionen gemountet werden: VTOYEFI
und Ventoy
. Auf der Ventoy
Partition können dann einfach (nahezu) beliebige ISO/IMG-Files abgelegt werden, z.B.:
debian-11.6.0-amd64-netinst.iso
Fedora-Workstation-Live-x86_64-38_Beta-1.3.iso
gentoo-livegui-amd64-20230312T164650Z.iso
kali-linux-2023.1-installer-amd64.iso
manjaro-gnome-22.0.5-230316-linux61.iso
OPNsense-23.1-OpenSSL-serial-amd64.img
OPNsense-23.1-OpenSSL-vga-amd64.img
pop-os_22.04_amd64_intel_24.iso
pop-os_22.04_amd64_nvidia_24.iso
steamdeck-recovery-4.img
Win11_22H2_German_x64v1.iso
Startet man nun vom Stick, wird einem ein Bootmenü mit allen kompatiblen Systemen zur Auswahl präsentiert.
Ventoy lässt sich mittels Plugins erweitern6, z.B. ist es mit dem persistence
-Plugin7 möglich die gleichnamige Funktion vieler Linux-LiveCDs nutzen, Daten dauerhaft auf dem Stick zu speichern. Normalerweise nutzen die LiveCDs hierzu eingene Partitionen, das persistence
-Plugin erlaubt die Nutzung über spezielle Dateien, sodass auch hier verschiedene LiveCDs mit persistenten Daten genutzt werden können, ohne ständig das Paritions-Layout des Sticks überarbeiten zu müssen.